Christian Emigholz am 23.09.2009 im „Weserkurier“ über die CD „Ein musicalisches Opfer“:

(…) Bei Bach und Jazz denkt man unwillkürlich an „Play Bach“. Aber Schöwing und seine Begleiter Christian Frank (Bass) und Marc Prietzel (Schlagzeug) – sowie bei drei Stücken Vibraphonist Matthias Entrup – kopieren nicht die Bach-Annäherung des Jacques-Louissier Trios, was sich allein aus der Wahl der Themen ergibt. Neben Inventionen und Teilen aus dem Wohltemperierten Klavier wählt Schöwing Das musikalische Opfer, die Goldberg Variationen und das Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach als thematisches Material für seine Idee von „Bach in Modern-Jazz“. Ein schönes, sehr durchdachtes Album.

 

Gerd Klingeberg am 25.05.2013 im „Weserkurier“ über ein Konzert in der „Stadtwaage“Bremen:

Und dass ein ursprünglich im Vierertakt geschriebenes Präludium samt Fuge (Nr.2 c-Moll) auch nach seiner Übertragung in einen ungewöhnlichen Siebener-Rhythmus nichts von seiner Charakteristik verlor, sprach einerseits für das große Potenzial Bachscher Tonkunst, andererseits für ein gelungenes Arrangement durch Jens Schöwing.

Gerd Klingeberg am 21.03.2014 im „Weserkurier“:


Bremer Jazzpianist Jens Schöwing veröffentlicht neue CD
"Bach macht Spaß"
(…) Die zumeist kurzen, aber geistreichen Aufbereitungen der Anleihen aus dem Œuvre des barocken Vorbildes, darunter diverse bekannte Inventionen und Variationen, folgen keinem strengen Muster. Bereits bei der Vorstellung des jeweiligen Themas bringen jazztypische rhythmische Verschiebungen einen zusätzlichen Drive, etwa wenn – besonders knifflig – ein Viervierteltakt in einen Siebenachtelrhythmus umgesetzt wird. Schlagzeuger Marc Prietzel bringt so etwas bravourös unaufdringlich und reiht unterschiedliche Metren locker und flüssig aneinander. Matthias Entrup lässt dazu auf dem Vibrafon furios die Schlägel wirbeln und liefert sich bisweilen einen virtuosen Wettstreit mit Schöwing am Klavier; Christian Frank am Kontrabass sorgt für ein sattes Klangfundament. Die vier Profis konzertieren bereits seit etlichen Jahren miteinander und sind bestens aufeinander eingespielt, so dass selbst kleinste improvisatorische Nuancen Anlass zu gemeinsamer Weiterverarbeitung bieten.
Schöwing nutzte im Konzert sein Fender-Piano, hat aber die neue CD (bei der die Band für einige Titel auch noch von Gitarrist Heli Schneider unterstützt wird) komplett akustisch eingespielt. Er bleibt zumeist relativ eng und erkennbar am Original, das genüsslich aufgedröselt und in einzelne melodische Sequenzen zerlegt wird, die überaus gekonnt und mit überraschenden harmonischen Wendungen variiert werden. Dass Schöwing seine Stücke mit Begriffen aus dem Schach tituliert hat, ist ein Hinweis auf die spielerische, aber eben auch ausgesprochen komplexe Art seines Umgangs mit der kompositorischen Vorlage, deren Ergebnis jedoch bei aller Raffinesse für den Zuhörer immer angenehm zugänglich bleibt. Dabei wird nicht einmal vor dem altehrwürdigen Kirchenchoral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ haltgemacht; aber Skeptikern, die darin Ansätze von Blasphemie sehen mögen, sei versichert, dass Ernsthaftigkeit und Emotionalität in Schöwings Fassung durchaus gewahrt bleiben.

 

Klaus Briest im „Jazzpodium“, Juni 2014:


Die Musik des barocken Altmeisters lernen angehende Pianisten zunächst in der Ausbildung kennen – sie gehört gewissermaßen zur instrumentalen Grundversorgung. Als Klavierpädagoge gibt man diese Erfahrungen gerne weiter. So auch der Bremer Jazz - Pianist Jens Schöwing, der hier eine ansprechende aber nicht anbiedernde CD präsentiert.
Dies ist das zweite Album der Reihe BLUE NOTE BACH. Es gibt darauf viel Platz sowohl für Soli und komplementäre Linien wie für die thematische Arbeit (was angesichts der polyphonen Strukturen von Bach nicht verwunderlich ist). Das Vibraphon wird, neben den Soli, zum Hervorheben einzelner Thementeile eingesetzt. Die Titel der meisten Tracks, die improvisatorisch hinzugefügt wurden, sind der Fachsprache des Schachspiels entnommen und drehen sich um das melodische und harmonische Ausgangsmaterial der d-Moll-Invention. Daneben sind auch vertreten eine Goldberg-Variation, Präludium und Fuge in H-Moll (WT II), die a-moll-Invention sowie, selbstverständlich, das Menuett G-Dur aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach.
Was diese CD hörenswert macht ist der fantasievolle und kreative Umgang mit dem Basismaterial – sowohl auf der rhythmischen Ebene wie auch bei den Reharmonisationen, den Spiegelungen und den melodischen Entwicklungen.

Beispiele gefällig? Die Intrade zur a-moll Invention wartet mit einem überraschenden 7/8 – Rhythmus auf und die Arpeggien wechseln, wie oft auf dieser CD, zwischen binärer und ternärer Rhythmik. Bei der Diagonale gibt es den Überraschungseffekt gleich zu Beginn als Bossa Nova Rhythmus. Die Goldberg-Variation bietet einen Abstecher in die Rhythmik des Funk, Reggae und den New Orleans Groove. Ein Beispiel für die Spiegelungstechnik ist der Titel Patt, sehr laid back und balladesk gespielt, als d-moll-Invention kaum wieder zu erkennen. Das Thema wird als Kontrast in abfallender Tonfolge gespielt.
Der Titel Zwickmühle erklärt sich nach einigen Takten von selbst - durch das raffinierte Miteinander und Gegeneinander der Rhythmik der Melodie, der harmonischen Begleitung und des überraschenden Schlagzeugeinsatzes. Die Originalmelodie gibt hier nur den thematischen Rahmen vor. Die interessante Endfassung des Stückes wurde dann im Remix - Verfahren erschaffen. Auch der Jazz – Waltz ist vertreten: In der h-moll Fuge (und nicht nur dort). Die Akkordfolge gleicht der des bekannten Eagles-Hits „Hotel California“ – so zu sagen die Urform........ Scherz beiseite: In der Exposition – wieder mit dem Basismaterial der d-moll-Invention - wurde das Thema 1 zu 1 umgesetzt, aus dem 3 / 4 –Takt wird ein 6 / 8 –Takt und als rhythmisch reizvolle 2 gegen 3 – Verschiebung dargeboten. Man fühlt sich dabei an die Children Songs von Chick Corea erinnert.
Zur Abrundung sei noch erwähnt: Die Gavotte der französichen Suite Nr. 5 in G-Dur. Das präparierte Klavier gibt dem Stück am Ende noch einen überraschenden orientalischen Einschlag. Und die in einem locker fließenden Latin – Rhythmus gespielte Rochade präsentiert zum Schluss die d-moll-Invention „rückwärts gespiegelt“. Vielleicht hatte Jens Schöwing dabei auch das Stück Leaving von Richie Beirach im Hinterkopf.
Besetzung: Jens Schöwing, p / Christian Frank, Kb / Marc Prietzel, dr/ Matthias Entrup, Vb / Heli Schneider, git

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